Der FC Kirchdorf feiert seinen 100. Geburtstag – später

Der FC Kirchdorf wurde am 15. August 1920 gegründet. Der Verein blickt auf eine wechselvolle Geschichte mit vielen Erfolgen aber auch bitteren Stunden zurück.

Die erste Mannschaft des FC Kirchdorf kurz nach der Gründung in den 1920-er Jahren.

Auf stolze 100 Jahre gelebte Fußball-Tradition können die beiden Fußballclubs aus Klengen und Kirchdorf zurückblicken. Am 24. Mai 2020 schlug die Geburtsstunde des FC Klengen. Die Kirchdorfer Kicker zogen nach und gründeten am 15. August 1920 den FC Kirchdorf. Ein Grund zu Feiern – dass es kein Jubeljahr werden würde, konnte Anfang 2020 noch niemand ahnen. Vieles war geplant und bereits vorbereitet, ein Festakt, ein rauschendes Fest mit vielen Gästen und jede Menge Fußball. Das alles ist freilich längst abgesagt und aufs nächste Jahr verschoben. Die Macher hoffen nun, mit einem Jahr Verspätung doch noch ihren runden Geburtstag nachfeiern zu können.

Anfänge
In der Gründungsversammlung am 10. September 1920 wurde Karl Seng als erster Vorsitzender des FC Kirchdorf gewählt. Im Jahr 1923 wurde man in den südbadischen Fußballverband aufgenommen, wodurch es möglich war an Punktspielen und bei Turnieren teilzunehmen. Bereits 1924 wurde eine Jugendmannschaft an den Start geschickt. Diese Jugendmannschaft nahm 1926 erstmals an Verbandsspielen teil und konnte auf Anhieb die erste Meisterschaft erringen. Um die Vereinskasse zu stärken, fanden in den Wintermonaten 1927 erstmals Theateraufführungen statt. Der erste Aufstieg in die A-Klasse fiel ins Jahr 1931. Dieser Erfolg wurde laut Vereinsbuch in ganz Kirchdorf groß gefeiert. Dann kam der zweite Weltkrieg und wie überall war auch im Brigachtal zunächst alles sportliche Leben tot.

Nachkriegsjahre
Erst anno 1947 rollte das runde Leder wieder. Eine neue Vorstandschaft wurde gewählt. Auch sportlich ging es aufwärts. Im August 1950 feierte der FC Kirchdorf sein 30-jähriges Bestehen. Unter dem Vorsitz von Georg Breithaupt wurde im Jahr 1952 eine neue Sportplatz- Beleuchtung installiert und man stieg in die A-Klasse auf. Es folge eine aufwendige Sportplatzsanierung; der neue Platz wurde anno 1956 eingeweiht. Hierbei fand in Kirchdorf das erste legendäre Damenfußballspiel in Baden-Württemberg statt. Für damalige Zeit eine Sensation – beim Fußballbund allerdings ein regelrechter Skandal, denn Fußball war lediglich dem „starken Geschlecht“ vorbehalten.

Nach dem sensationellen Fußballspiel im Jahr 1956 stellen sich die Damen den Fotografen: Helene Merkle (vorne, von links), Otmar Gißler und Klothilde Doser. Elfriede Seng (Mitte, von links), Luise Weißhaar, Anna Doser und Irma Brosamer (Mutter des FC-Vorsitzenden Frank Ritzmann). Hintere. Reihe, stehend: Hedwig Bucher, Annemarie Effinger, Hannelore Kraus, Gertrud Kapp, Marlies Effinger und Roswitha Bartler.

Nichts destotrotz gewannen die Damen gegen die AH des FC‘s sensationell mit 4:2 Toren. Sie wurden dabei in diesem Spiel vom legendären Otmar Gißler als Torwart verstärkt. 1965 war dann ein düsteres Jahr für den FC Kirchdorf. Die Nachbargemeinde Überauchen gründete einen eigenen Fußballverein (SV Überauchen). Einige gute Spieler wechselten nun zum Nachbarn nach Überauchen, so dass der Verein kurz vor der Auflösung stand. Trotzdem ging es weiter. Das neue Vereinsheim: Im Jahr 1972 wurde der Vereinsheimbau beschlossen. Viele Stunden Eigenarbeit waren notwendig, um den Rohbau bis zum Sommer 1973 fertigzustellen. Der Bau verzögerte sich – erst am 10. August 1975 konnte das neu erstellte Vereinsheim eingeweiht werden.

Meilensteine
Im August 1974 wurde die Gymnastikabteilung gegründet und dem FC Kirchdorf als Unterabteilung angegliedert. Erstmals spielte die D-Jugend und wurde gleich Meister. 1976 gelang der ersten Mannschaft der erneute Aufstieg in die B-Klasse und gewann den Titel des Schwarzwaldmeisters in der C-Klasse. Am 25. Juli 1977 wurde die Alte-Herren Abteilung gegründet. Im Sommer 1977 konnte erstmals eine eigene B-Jugend gemeldet werden. Im Juni 1978 folgte die Geburtsstunde der Spielergemeinschaft Brigachtal. Die drei Brigachtaler Fußballvereine FC Klengen, FC Kirchdorf und SV Überauchen einigten sich, im Jugendbereich fortan eine Spielgemeinschaft zu bilden.

Mit Heiner Eichkorn als erstem Vorsitzenden begannen die goldenen 1980-er Jahre. Im Juli 1981 gelang der ersten Mannschaft der Wiederaufstieg in die B-Klasse (jetzt Kreisliga A). Im Endspiel um die Schwarzwaldmeisterschaft siegte man mit 5:0 gegen Neukirch und wurde zudem Schwarzwaldmeister der C-Klasse. Im Mai 1984 begannen die Arbeiten zur Erweiterung des Sportplatzes und die erste Mannschaft schafft nach 21 Jahren den Wiederaufstieg in die Bezirksliga. Nach fast 30 Jahren gelang es der ersten Mannschaft im Jahr 1991 den Brigachpokal endlich wieder einmal zu gewinnen. Nach acht Jahren in der Kreisliga B schafft die erste Mannschaft im Juni 1994 wieder einmal die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die Kreisliga A.

Die erste Mannschaft des FC Kirchdorfs im Jahr 1956 bei der Sportplatzeinweihung.

Feierlichkeiten
Im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums, im Jahr 1995, richtet der FC Kirchdorf das Brigachtalpokal-Turnier eine Woche vor dem Jubiläumsfest aus. Den Erfolg des Vorjahres konnte die erste Mannschaft wiederholen und gewann den Pokal im Elfmeterschießen gegen den FC Grüningen. Das Jubiläum wird in den Aufzeichnungen dann aber mit nur einem Satz beschrieben: „Scheißwetter hoch 10; es goss teilweise wie aus Eimern, heißt es dort. Dadurch war der Zuspruch bei den Veranstaltungen miserabel und somit auch ein finanzieller Misserfolg. Differenzen gab es im Mai 2000, als man den Austritt aus der SG Brigachtal beschloss. Grund dafür war, dass immer wieder hoffnungsvolle Talente abgeworben wurden und dadurch die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zerstört war. Die eher schwachen sportlichen Resultate ergaben immer Stühle rücken im Vorstand. So ging es in der Hauptversammlung anno 2005 sehr turbulent zu. Am Ende waren nicht weniger als sieben Posten neu besetzt worden. Mit einer Kampfabstimmung um den Chefposten, die Frank Ritzmann 47 Stimmen gegen Rudi Friedrich, der 42 Stimmen schaffte, gewann, war Ritzmann nun erster Vorsitzender der FCs. Auch sportlich ging es wieder aufwärts. Beim Brigachpokalturnier Ende Juni 2005 gewann die AH den Titel. Weitere gute Platzierungen bei Turnieren und in der Runde folgten. Und unter der Leitung von Dirk Bronner konnte sich die Damen- Kleinfeldmannschaft sogar den Meistertitel in der Saison 2011/12 sichern. Kurz vor dem Zusammenschluss konnte der FC Kirchdorf insgesamt 467 Mitglieder (März, 2016) vorweisen. Die Personalsituation bei den Aktiven-Mannschaften wurde als äußerst angespannt bezeichnet, wo durch sich die Platzierung der Mannschaften lediglich im Mittelfeld oder hinteren Drittel bewegten. Ein Zusammenschluss mit dem FC Klengen wurde so unausweichlich.

Nicht nur an Fastnacht ein unschlagbares Duo: FC-Vize Alexander Bosch (links) und FC-Boss Frank Ritzmann. Seit März 2016 leiten sie die Geschicke des FC Brigachtal gemeinsam.
Bild: Klaus Dorer

Der Zusammenschluss
Bereits im Jahr 1964 fand eine Spielerversammlung statt, die über einen Zusammenschluss der beiden Vereine zu befinden hatte. Die Spieler sprachen sich jedoch eindeutig gegen einen Zusammenschluss aus. Es sollte noch über 50 Jahre dauern, bis auf die beiden eigenständigen Vereine im März 2016 der FC Brigachtal neu entstand.

Südkurier, 20. September 2020

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