Sind wieder zurück im Trainergeschäft: Werner Bucher (FC Brigachtal, links) und Jupp Heynckes (FC Bayern). [Foto: Dieter Reinhardt, Imago / Collage: FUSSBALL.DE]
0:3-Auswärtsniederlage, Trennung von italienischem Trainer und Verpflichtung eines routinierten Ex-Coaches – es ist eine Entwicklung, die zwei FCBs aus Deutschland eint. Was beim Rekordmeister FC Bayern München so geschehen ist, hat sich identisch auch beim FC Brigachtal aus dem Schwarzwald so entwickelt. Dort ist der 66 Jahre alte Werner Bucher das, was Jupp Heynckes beim aktuellen Zweiten der Bundesliga ist. FUSSBALL.DE stellt das Urgestein des Bezirksligisten vor.
In Zeiten der aufstrebenden jungen Coaches wie Hoffenheims Julian Nagelsmann, Schalkes Domenico Tedesco oder Bremens Alexander Nouri hätte der Eindruck entstehen können, alte Trainer seien out. Doch ausgerechnet der Verein, der sich in den vergangenen fünf Jahren stets den Meistertitel in der Bundesliga sicherte, wirkte jüngst diesem Trend entgegen. Der FC Bayern München stellte den 72 Jahre alten Jupp Heynckes als Nachfolger des entlassenen Italieners Carlo Ancelotti vor. Deutschlandweit ist das kein Einzelfall, denn: Im Schwarzwald passierte Identisches. Auf den 38-Jährigen Massimo Verratti, der nicht einen Punkt aus den ersten fünf Partien holte, folgte beim Bezirksligisten FC Brigachtal der 66 Jahre alte Werner Bucher. Wie Heynckes wurde er als Interimslösung installiert und setzt sich schon zum dritten Mal über einen längeren Zeitraum beim FCB auf die Trainerbank.
Da beide dem Fußball vor geraumer Zeit eigentlich den Rücken kehrten, hätte bei beiden keiner an ein Szenario der Rückkehr gedacht. Doch die war beiderseits Not groß. Der FC Bayern handelte nach der 0:3-Niederlage in Paris, Brigachtal handelte nach dem 0:3 beim FC Dauchingen. Und beide kamen bei den Überlegungen eines Nachfolgers auf den selben Trichter, bevorzugten eine erfahrene, bekannte Interimslösung.
Die Begründungen, warum die neuen Alten das Amt antraten, gleicht sich. „Herzensangelegenheit“, sagen beide übereinstimmend. Unterschiedlich sind dagegen die Voraussetzungen, die die Trainer vorfanden. Während Heynckes auf ein Star-Ensemble zurückgreifen kann und dem Team nur zu alter Stärke verhelfen muss, hat Bucher eine deutlich härtere Mission angetreten. Es geht darum den FCB aus dem Schwarzwald vor dem Abstieg zu retten. Eine junge Mannschaft, die noch viele Entwicklungsschritte zu gehen hat. „Das ist eine Herkulesaufgabe“, ist sich der Coach auch bewusst. Dementsprechend ist zunächst einmal jeder Punkt als Erfolg zu werten, weshalb Buchers Start mit neun Zählern aus den ersten sieben Liga-Begegnungen durchaus als ansprechend anzusehen ist.
Seine Herangehensweise ändert der 66-Jährige nicht. Wie Spielausschuss Oliver Bartler und der Zweite Vorsitzende Alexander Bosch bestätigen, geht Bucher gerade in Sachen Taktik mit der Zeit. Allerdings sind die wichtigsten Bestandteil seiner Arbeit immer noch die gleichen. „Natürlich packe ich Dinge aus, mit denen ich Erfolg hatte“, sagt Bucher, der sich unter anderem auf sechs Meistertitel berufen kann. Einzelgespräche, Fokus auf Fitness, zusätzliches Schwerpunkttraining und Team-Zusammenhalt stärken – das sind drei Kernpunkte, die Bucher wichtig sind.
Beim FC Brigachtal, dem 2016 geschlossenen Zusammenschluss aus dem FC Klengen und dem FC Kirchdorf, kann er sich großer Beliebtheit erfreuen. Immer wieder kommen Zuschauer auf ihn zu und sagen: „Es ist toll, dass du das nochmal machst.“ Wenngleich Bucher vor seiner Zusage um kurze Bedenkzeit erbat, ist das für ihn aber selbstverständlich. Als Mann, der zuvor schon 14 Jahre als Trainer für den FC Klengen aktiv war, konnte er nicht Nein sagen. So überrascht es auch nicht, dass das erste Ende als Klengen-Coach (1974 bis 1986) unfreiwillig war und ihn ein Bandscheibenvorfall zur Pause zwang. Beim späteren zweiten Engagement (1999 bis 2001) führte ein angespanntes Verhältnis zu den handelnden Personen zur Trennung.
Allerdings sind jetzt andere Leute im Vorstand am Werk, sodass ein erneutes Engagement in diesem Klub für Bucher wieder in Frage kam. Größtenteils befinden sich nun ehemalige Spieler im Vorstand. Und für die ist Bucher die Idealbesetzung. Bartler sagt: „Für uns war es wichtig, dass jemand da ist, der sofort verfügbar ist und den Verein und die Spieler kennt.“
Daneben haben seine Ex-Fußballer ihn auch als ausgezeichneten Trainer in Erinnerung. „Werner kann gut mit jungen Spielern, setzt wahnsinnig auf Disziplin und Pünktlichkeit und ist kann viele Details über die Gegner sagen. Es ist ein Glücksgriff für uns, dass er in die Bresche gesprungen ist“, berichtet Bosch. In Besitz von Anerkennung und Beliebtheit zu sein – auch das eint Werner Bucher mit Jupp Heynckes.
Autor/-in: Nico Brunetti
Quelle:
Artikel auf FUSSBALL.DE vom 28.10.2017
Zum Artikel
Kommentar posten